Ein Reisebericht zu dieser Tour (vom April 2013):
Nach längerem Aufenthalt im Flughafencafé in Male Weiterflug abends nach Kadhdhoo in den Süden (Laamu Atoll). Übergepäck war kein Problem, jedoch musste sich jeder einzeln auf die Gepäckwaage stellen. Anscheinend waren wir alle leicht genug. Ankunft bei leichtem Regen, nach dem Aussteigen wurden Regenschirme verteilt und so liefen wir beschirmt und vergnügt zum kleinen Flughafengebäude. Das Gepäck kam schnell und unsere Tauchguides holten uns ab. Kurzer Fußweg zur Anlegestelle, wo das Tauchdhoni auf uns wartete. Übersetzen auf die Orion, Ankommen, kurzes Briefing, Kabineneinteilung.
Morgens Checkdive. Passt das Blei, wie fühlt sich das Wasser an, kann ich noch alles? Es klappt bei allen. Die Begegnung mit den ersten Meeresbewohnern, die wir alle so herbeigesehnt haben, der erste kleine Riffhai. Danach: Nutellatoast, Omelettes variabel, Früchte (zu oft aus der Dose), Cornflakes. Schnell faulenzen, nächstes Briefing um zehn. Tolles Tauchdhoni, aufmerksame Besatzung, nur zwei Schritte bis zum Sprung ins Wasser. So macht die Tauchvorbereitung Spaß. Ein Kanal wartet auf uns, 'incoming current', wir haken uns auf 30m Tiefe ein ('nur' Nitrox 28, aber auch das hilft bei der Nullzeit), halten die Luft an und lassen die großen Dinger nahe an uns vorüber patroullieren. Aber es gibt auch wieder viele kleine Haie. Das tut gut und erweckt den Eindruck, dass die Riffe tatsächlich geschützt werden und dass nicht gefischt wird. Mittagessen, Pause bei zu langsamer Internetverbindung (wir sind aber auch weit im Süden) und senkrecht stehender Sonne. Mit Schutzfaktor 30 bestrahle ich jede Seite 20 Minuten, am Abend bleibt nur ein roter Fleck am Rücken.
Nächstes Briefing 14:30. Tauchgang am Kanal Fushi Kandho, 30m an der Kante, einlaufende Strömung ist immer gut. Tolles Schwemmgut in Sichtweite, Haie, Adlerrochen. Nach knapp 30 Minuten lassen wir uns treiben und genießen ohne Flossenschlag die vorüberziehende Wand. Am Ende des Tauchgangs beäuge ich die Gruppe. Gibt es einen freiwilligen Bojensetzer? Natürlich, Basti ist zur Stelle und macht das professionell. Bei mir verhakt sich das Seil immer an allen möglichen Ausrüstungsgegenständen und wenn die Boje endlich oben schwimmt, bin ich unten gefesselt. Wir tauchen gemeinsam auf und unser äußerst aufmerksamer und professioneller Dhonikapitän nimmt uns zügig und sicher an Bord. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass dieser der einzige ist, der die Strömungen richtig einschätzen kann. Er war sicher ein halbes Leben lang Fischer.
Was mir besonders gefällt: bei der gesamten Tour sind wir ohne Ausnahme an jedem Tauchplatz das einzige Tauchboot. Das ist phantastisch.
Abends auf dem Bardeck. Die Wärme nach dem kalten Winter tut gut, das Bier kommt vom Fass. Die balinesische Dame vom Spa Center hat starke Hände. Manche wählen die Massage 'strong', das ist ein Fehler. Aber auch mein Wunsch nach supersoft wird ignoriert. Muskelkater am nächsten Morgen beim Aufwachen.
Das südafrikanische Pärchen gegenüber zwängt sich in den Halbtrockenen, Handschuhe inklusive. Wassertemperatur 29 - 30 Grad, Shorty und nichts anderes ist angesagt. Wenig Blei, Bewegungs- und Atmungsfreiheit.
Hammerhaie im Freiwasser, die Begehrlichkeiten sind geweckt. Wir suchen uns eine halbe Stunde schwindlig, da, ein Schatten, Hammerwolken vor der Sonne. Munnafushee Kandu, nur 150m breit ist der Kanal. Strömung medium, viele Schwarmfische. Und dann Kurali Kandu. Mantapoint. Einlaufende Strömung, strong, trübe Sicht, Flusstauchen. Wir hängen alle am Haken. 10 Minuten nichts. Heiner fotografiert Clownfische. Über mir schiebt sich wieder eine Wolke vor die Sonne. Sonnenfinsternis unter Wasser. Allerdings eine der besonderen Art. Mantas! Große Mantas! Haben sie die Sonne verdunkelt?
Zurück auf der Orion. Ein herrliches Schiff, tolle Verarbeitung. Manchmal bin ich zu kritisch, zu deutsch. Dann, wenn nach dem Tauchen alle duschen und in meiner Kabine nur noch ein Rinnsal ankommt. Nach fünf Minuten ist wieder alles gut und ich mache mir klar, dass ich auf einer Insel des Fortschritts bin. Ein schwimmendes Hotel in the 'middle of nowhere'. Selbst schwankende Planken sind stabile Voraussetzung für ein besonderes Erlebnis.
Schnell entsteht an Bord eine kleine Familie im Geiste der Bewunderung für Naturschauspiele der besonderen Art. Elf Deutsche, eine Schwedin, ein Holländer, ein Ire, ein Engländer, zwei Portugiesen, zwei Südafrikaner und natürlich: ein Wiener. Unsere liebe Schwedin Monika bekommt Migräne vom vielen 'deutschen blabla' an unserem Tisch. Wir wechseln ins Englische und es ist alles sehr lustig. Der Südafrikaner taucht einmal sogar ohne Handschuhe. Mir zuliebe.
An Bord des eleganten Schiffes decken fleißige Kerle festlich den Tisch. Der rechte Platz ist im Salon, um darüber zu reden, wie festlich die Natur unterm Kiel den Tisch bereitet hat. Wunderschöne Kabinen laden ein zum Träumen und bilden so recht den Rahmen Erlebtes zu verdauen. Selbst die Bordbar gewährt festen Halt. Im Salon fühlen wir uns mit all den Ausblicken manchmal wie im Modern Art gestylten Gourmet-Tempel. Das wohlige Gefühl leichter Bodenschwankungen wäre dort nicht finanzierbar.
An der Golden Wall begrüßen uns elf Adlerrochen im Formationsflug. Für mich einer der schönsten Tauchgänge, denn die Wand macht ihrem Namen alle Ehre. Ein scheinbar endloses Vorübergleiten an purer Farbenpracht, Unterwasserfeuerwerk.
Barbecue auf einsamer Insel. Jemand wird landkrank, kein Wunder nach Tagen auf See. Querung ins Ari Atoll. Walhaisuche. Walhaisichtung. Walhaisucht. Japaner in Schwimmwesten sind mir beim Schnorcheln unterlegen. Die Walhaie im Ari Atoll sind nicht sehr groß, aber deshalb nicht weniger beeindruckend. Die Oberfläche brodelt, unsere Tauchgruppe schlägt sich eine Schneise. Der Walhai zieht unbeeindruckt seines Weges.
Gitarrenhai am Kahanbu Thila. Er schwimmt mit seinen knapp drei Metern stolz mitten durch unsere Gruppe. Heiners Kamera im Makromodus, trotzdem gelingen ein paar schöne Fotos. Man muss alles dokumentieren, sonst glaubt es an Bord keiner. Tim filmt ihn hautnah. Zuhause will ich 'Southern Cross' von Crosby Stills & Nash klampfen.
Diese Tour war eine one way Tour von Kadhdhoo nach Male über das Ari Atoll (normalerweise geht's über das Südmale-Atoll zurück aber wir mussten ins Ari zum Tanken). Bei der Tour ab/an Kadhdhoo werden nur die Südlichen Atolle betaucht. Das Kanaltauchen ist phantastisch, der Drift ins Atollinnere ein Traum.